Marktplatz Brinkum

Neuschaffung eines Ortskerns

Raumkonzept
Der durch die beiden Bestandsgebäude „Alte Sparkasse“ und „Weserkurier“ und die neuen Gebäude 1 – 4 entstehende Stadtraum soll trotz der Zäsuren durch die Bremer, Bassumer und Georg-Lohmann-Straße zu einem zusammenhängenden zentralen Bereich in Brinkum werden. Um diesen Zusammenhang zu stärken, soll ein einheitlicher, besonderer Bodenbelag an die genannten Gebäude herangeführt werden. Da die Georg-Lohmann-Straße ein geringes Verkehrsaufkommen hat, wird dort die Straßenoberfläche durchgepflastert, jedoch durch beidseitige Bordsteine eingefasst und so als Straße kenntlich gemacht.
Um den Bereich nördlich der Straße stärker mit dem zukünftigen Marktplatz zu verknüpfen und fußläufig besser zugänglich zu machen, wird vorgeschlagen, die PKW-Längsparker an dieser Stelle entfallen zu lassen.
Um den vorhandenen Baumbestand zu erhalten, Neupflanzungen zu ermöglichen und eine zu starke Versiegelung zu vermeiden, sollen polygonale grüne Schollen die Flächen gliedern und eine Zonierung zwischen Straßenräumen und neuem Marktplatz schaffen. Wo vorhandene Bäume flächengleich gepflanzt wurden, werden die Schollen durch Granitborde und durch „schwebende“ Sitzflächen aus einer Stahl/Holz-Konstruktion eingefasst.
Die neu gepflanzten Gehölze an der westlichen und nördlichen Seite des Marktplatzes erhalten in Sitzhöhe aufgekantete Pflanzflächen, die außerdem mit Stauden und Gräsern begrünt werden.
Die Aufkantungen dienen zu den Straßen hin als Abgrenzung und zur Platzfläche hin als Sitz- und Spielkante. Fahrrad- und Lastenrad-Stellplätze reihen sich entlang der Bremer/Bassumer Straße vor der Aufkantung auf.
Ein besonderes Bauwerk stellt das Pavillon dar, das als schwebendes und schattenspendendes Dach auf Säulen in der nordwestlichen Ecke des Marktplatzes verortet wurde und mit seinen auf und ab steigenden Dachkanten Bezug auf die markante Linienführung der Attika an Haus 1 nimmt.

Nutzungen
Trotz des großen Grünflächenanteils, der Pflanzung von neuen Bäumen und der Platzierung des Pavillons auf der Platzfläche, ist die gewünschte Aufstellung von maximal 10 Marktständen und einem Toilettenwagen wie zeichnerisch geprüft unter Beibehaltung von flankierenden Flächen für die Außengastronomie problemlos möglich.
Auch die geplanten Nutzungen wie Weihnachtsmarkt und Sommerkonzerte können hier unter Einbeziehen des Pavillondaches als Bühnenstandort oder für den Getränkeausschank stattfinden.
Elektranten und Wasserzapfstellen werden in ausreichender Anzahl und adäquater Lage vorgesehen.

Mobiliar
Die aufgekanteten grünen Schollen entlang der Platzkanten erhalten Sitzkanten aus Granit mit Sitzauflagen, Rücken- und Armlehnen aus Holz. Bodengleiche Schollen und Baumscheiben am Baumbestand werden mit Sitzkanten aus Stahlkonstruktion mit Sitzflächen und Rückenlehnen aus Holz ausgeführt. Fahrradbügel und Müllbehälter bestehen aus feuerverzinktem und pulverbeschichtetem Stahl.

Bespielbare Stadt
Der Marktplatz soll in seiner alltäglichen Nutzung auch für Kinder und Jugendliche anziehend sein und als Treffpunkt dienen. Aus diesem Grund wurde bei dem Entwurf auch die Bespielbarkeit dieses neuen Raumes in der Stadt mitgedacht.
Die Aufkantungen rund um den Platz sind nicht nur zum Sitzen da, sondern laden durch unterschiedliche Höhen und Abtreppungen auch zum Beklettern und Balancieren ein.
Skateboarder können vor allem die Außenkanten entlang der Georg-Lohmann-Straße zum grinden nutzen.
Als besondere Attraktion sind die beiden Trinkwassersäulen an der Nord- bzw. Westseite des Platzes nicht nur zum Auffüllen der Wasserflasche und zum Durstlöschen an heißen Sommertagen, sondern auch zur körperlichen Abkühlung durch eine drehbare Schwengelpumpe gedacht, die mittels einer Zerstäuberdüse gerichtete Erfrischungen austeilt.
Auf der Nordseite ist die Trinkwassersäule auf einem Natursteinblock installiert, der als Wasserbahn im Sommer oder als Murmelbahn in der kühleren Jahreszeit dienen kann. Weitere Spielangebote sind das im Pflaster eingelassene Hüpfspiel „Himmel & Hölle“ und die in der Arkade von Haus 1 installierten Schaukeln auf einem grünen Gummibelag.

Material
Gewählt wurde ein warmbeiger, nuancierter Pflasterbelag aus Granit im wilden Verband, da er sowohl zu den polygonalen Platzkanten der grünen Schollen, sowie zu den vorhandenen und neu geplanten Klinkerfassaden passt und ein wertiger und langlebiger Baustoff für diesen besonderen Ort darstellt.
Die Aufkantungen der Pflanzschollen, sowie die Einfassung der Straßenkanten sind ebenfalls aus hellem Granit vorgesehen. Die taktilen Leitstreifen zwischen Rad- und Gehwegen sollen aus dunklem Basalt-Kleinpflaster bestehen, um sowohl einen farblichen Kontrast, sowie durch die geschlagene Oberfläche eine rauhere ertastbare Struktur gegenüber dem umliegenden Belag herzustellen.

Regenwasser
Das auf den begrünten Dachflächen der Gebäude 1+2 und auf der rund 2.900 m2 großen Platzfläche ankommende und überschüssige Regenwasser soll in einer unter dem Marktplatz vorgesehenen Zisterne gesammelt werden. Hierfür wurde ein Retentionsfläche von 450 m2 im Plan dargestellt, die bei einer Aufbauhöhe von 1m 450 m3 Niederschlag speichern könnte. Das Wasser wird zur Bewässerung der neuen Bepflanzung genutzt. Unter den grünen Schollen wird das Regenwasser über Baumrigolen gesammelt und für die Pflanzen zurückgehalten.

Bepflanzung
Als standort- und klimagerechte Bepflanzung sind groß- und mittelkronige Laubbaumarten wie die bienenfreundliche Silberlinde (Tilia tomentosa) und die Traubeneiche (Quercus petrea), sowie kleinkronige, frühjahrsblühende und im Herbst fruchtbildende Laubbaumarten (Vogelnährgehölze), wie Zierapfel, Zierkirsche und Felsenbirne vorgesehen.
Die flächige Bepflanzung der grünen Schollen besteht aus pflegeextensiven Staudenarten, wie Storchenschnabel (Geraniumarten), Japan-Anemone (Anemone japonica in Sorten) und Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), sowie Waldhainsimse (Luzula sylvatica), Lampenputzergras (Pennisetum alupecuroides) und Reiher-Federgras (Stipa pulcherrima), sowie frühjahrsblühenden Zwiebelpflanzen wie Elfenkrokus und Dichternarzisse.

Beleuchtung
Um auch in den Abendstunden einen einheitlichen Eindruck des Stadtraumes zu erzeugen, schlagen wir vor, Lichtmasten mit Auslegerleuchten beidseitig der Straßen zu verwenden.
Straßenseitig soll eine hohe und für die Ausleuchtung der Geh- und Radwege eine niedrige Lichtpunkthöhe gewählt werden. Die Platzfläche wird mit baugleichen Lichtmasten mit hoher Lichtpunkthöhe ausgeleuchtet.
Atmosphärische Akzente werden durch die dezente Ausleuchtung der Arkadenräume und der Unterseite des Pavillondaches gesetzt.